Kaufland gehört zur Schwarz-Gruppe (wie Lidl) und betreibt in Deutschland rund 770 Filialen mit etwa 90.000 Beschäftigten. Trotz starken Wachstums (2023 steigerte Kaufland den Umsatz um 7,8 % auf 34,2 Mrd. €) gab es seit 2024 mehrere angekündigte oder vollzogene Filialschließungen. Die Presse berichtet, dass Kaufland jede Filiale „individuell hinsichtlich … langfristiger Entwicklungspotentiale“ prüft. In den betroffenen Märkten habe sich das Betriebsergebnis negativ entwickelt, sagt das Unternehmen. Gleichzeitig betont Kaufland, dass dies kein Rückzugstrend sei: Man wolle „attraktive Standorte“ erschließen und baue das Filialnetz weiter aus. So wurden 2024/25 zahlreiche neue Märkte eröffnet bzw. übernommen (z.B. nach der Real-Übernahme neue Kaufland-Filialen in Villingen-Schwenningen, München, Frankfurt, Waiblingen und Tuttlingen).
Gründe für die Schließungen
Kaufland nennt wirtschaftliche Gründe als Hauptursache. Jeder Standort werde anhand von Umsatz- und Standortanalysen geprüft. Liegt eine Filiale über längere Zeit im Verlust, ziehen es die Manager dem Bericht zufolge vor, sie zu schließen. In Siegen-Fuldersbach (NRW) etwa wären nach Kaufland-Angaben „umfangreiche Investitionen notwendig, um den Standort langfristig wirtschaftlich betreiben zu können“, was sich aber nicht rechne. Auch im Bochumer „Ruhrpark“ wurde die Kaufland-Filiale geschlossen, weil sich das Betriebsergebnis negativ entwickelt hatte und „ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb … nicht mehr darstellbar“ war. Das gleiche Argument gilt für die Filialen in Recklinghausen-Palais Vest und Dortmund-Mengede (beide NRW) – hier schließt Kaufland wegen schlechter Wirtschaftlichkeit. Daneben spielen Standortfaktoren und Mietkosten eine Rolle: In Aalen (BW) wurde der Mietvertrag nicht verlängert, weshalb die Filiale ab Juni 2025 schließt. Ähnlich in Stuttgart-Fellbach (BW): Nach Mai 2025 läuft der Mietvertrag aus, die Filiale wird dann aufgegeben. Kaufland betont, dass kein einheitlicher Grund hinter den Schließungen stehe, sondern jeder Fall „individuell betrachtet“ werde.
Hygienemängel: Ein Sonderfall waren zwei temporäre Schließungen wegen grosser Hygienepannen. Nach Recherchen von Stern/RTL schloss Kaufland im Frühjahr 2025 die Filialen in Homburg (Saarland) und Bad Tölz (Bayern) vorübergehend. In Homburg wurde der Laden für mehrere Monate (bis Herbst 2025) saniert, in Bad Tölz für eine Woche komplett geputzt. Kaufland-Chef Jochen Kratz räumte ein: „Die Zustände waren inakzeptabel“. Die Kette investiert rund eine halbe Milliarde Euro jährlich in Hygiene-Maßnahmen und kündigte an, alle Filialen grundlegend zu überprüfen.
Bisherige Schließungen (seit 2020)
In den Jahren 2024 und 2025 wurden folgende Kaufland-Filialen geschlossen oder zum Schließtermin angekündigt (Ort – Zeitpunkt – Grund):
Filiale (Ort) | Zeitpunkt | Grund |
---|---|---|
Siegen-Fülfersbach (NRW) | Juni 2024 | Hohe Investitionen nötig, nicht wirtschaftlich |
Greiz (Thüringen) | Juni 2024 | Neubepachtung zu Edeka, nächster Kaufland ~9 km entfernt |
Bochum-Ruhrpark (NRW) | Sept. 2024 | Negatives Betriebsergebnis, wirtschaftlich nicht darstellbar |
Recklinghausen (Palais Vest, NRW) | Jan. 2025 | Schlechtes Betriebsergebnis, „Filiale nicht mehr wirtschaftlich“ |
Dortmund-Mengede (NRW) | März 2025 | Schlechtes Betriebsergebnis, Filiale unwirtschaftlich |
Stuttgart-Fellbach (BW) | Mai 2025 | Mietvertrag nicht verlängert (Schließung nach Mai) |
Aalen (Ostalbkreis, BW) | Juni 2025 | Mietvertrag nicht verlängert (Schließung ab 21.6.) |
Quelle: Presseberichte (T-Online, Echo24, Morgenpost etc.) über Kaufland-Schließungen. (Hinweis: Temporäre Hygieneschließungen in Homburg und Bad Tölz sind hier nicht als endgültige Filialschließungen aufgeführt.)
Kauflands Strategie: Filialnetz und Digitalisierung
Kauflands Reaktion auf Marktveränderungen ist zweigleisig: Das Unternehmen betont einerseits den weiteren Ausbau des Filialnetzes, andererseits investiert es in Digitalisierung. So konnte Kaufland durch die Übernahme von über 100 ehemaligen Real-Standorten sein Angebot deutlich erweitern. Nach eigenen Angaben sieht das Konzern-Management viel Expansionspotenzial: „Unser Expansionsteam arbeitet an zahlreichen Projekten mit dem Ziel, neue Kaufland-Filialen zu eröffnen“. Dank flexibler Store-Formate (Filialen schon ab ca. 2.500 m² Verkaufsfläche) kann Kaufland auch in kleineren Städten erfolgreich sein. Gleichzeitig ließ das Unternehmen erklären, dass jede Schließung „kein genereller Trend“ sei – man bleibe „immer an attraktiven Standorten interessiert und bestrebt, unser Filialnetz weiter auszubauen“. Beispiele für neue Eröffnungen nach 2023 sind unter anderem Standorte in Villingen-Schwenningen, München, Frankfurt, Waiblingen und Tuttlingen.
Parallel dazu treibt Kaufland die Digitalisierung im Handel voran. Im Laden werden moderne Technologien eingeführt: Etwa digitalisierte Preisschilder (in Obst-/Gemüse- und Bäckerei-Abteilungen) zur schnelleren Preisänderung. Als weitere Service-Innovation bietet Kaufland seit 2022 das K-Scan-System an: Kunden können mit einem Handscanner (oder Smartphone) die Artikel beim Einkaufen selbst erfassen und an Selbstbedienungskassen bezahlen. „Mit K-Scan lässt sich der Einkauf digitalisieren und noch einfacher gestalten – der mobile Scanner spart viel Zeit“, erklärt Kaufland-Managerin Anika Maier. Auch die Kaufland-Card (Kundenkarte mit Bonusprogramm) verknüpft das stationäre Geschäft mit dem Online-Shop und einer App: Rabattcoupons, digitale Kassenbons und Punkte sammeln sind über alle Kanäle verfügbar. International baut Kaufland sein Online-Geschäft aus: So wird 2025 ein eigener Online-Marktplatz in Italien (und in Kürze auch Frankreich) gestartet, um in den großen europäischen e‑Commerce-Märkten zu wachsen. Ziel sei es, das Kaufland-Ökosystem zu einer „führenden Online-Plattform Europas“ zu entwickeln.
Auswirkungen auf Kunden, Mitarbeitende und Regionen
Für Kunden bedeutet eine Filialschließung meist längere Wege und weniger Auswahl vor Ort. An den betroffenen Standorten müssen sie auf andere Märkte ausweichen – etwa auf Wettbewerber oder eine weiter entfernte Kaufland-Filiale. In Siegen etwa haben Kundinnen und Kunden noch Kaufland-Filialen in rund 2 km Entfernung (Hagener Straße). In Greiz mussten die Kunden nach der Kaufland-Schließung auf einen neuen Edeka-Markt im Stadtzentrum sowie den nächsten Kaufland-Filialen in Reichenbach (ca. 9 km entfernt) ausweichen. Die Münchner Zeitung TZ kommentiert, dass Verbraucher nun oft „längere Strecken zu einer Kaufland-Filiale zurücklegen“ oder „auf einen anderen Supermarkt oder Discounter ausweichen“ müssen.
Für Beschäftigte bietet Kaufland nach eigenen Angaben Abhilfe: Den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird Hilfe bei Versetzungen angeboten. Das Unternehmen verwies darauf, dass es allein in NRW über 140 Filialen gebe und man mit den Mitarbeitenden „über individuell passende Lösungen für eine Weiterbeschäftigung sprechen“ werde. Auch bei der Real-Übernahme betonte Kaufland, allen früheren Real-Mitarbeitern Gespräche über neue Stellen anzubieten. In der Praxis bedeutet dies meist, dass Personal in nahe gelegene Filialen wechselt oder auf neue Standorte verteilt wird. Kaufland versichert, die Mitarbeiter voll zu bezahlen, etwa während Hygienesanierungen in Homburg oder Bad Tölz. Dennoch entsteht für die Betroffenen kurzfristig Unsicherheit: Mitarbeiter berichten, sie seien erst Wochen vor Schließung informiert worden und müssten sich „von heute auf morgen“ neu orientieren.
Auch Regionen können unter einer Schließung leiden. Filialen wie in Bochum-Ruhrpark, Recklinghausen oder Siegen bilden oft wichtige Versorgungszentren; der Wegfall des „Ankermieters“ kann Einkaufszentren oder Stadtzentren schaden. So kommentiert die Radio Vest (Recklinghausen), dass mit dem Kaufland-Aus im Palais Vest ein „Hiobsbotschaft für die Innenstadt“ gekommen sei: 3.000 m² Verkaufsfläche fallen weg, etwa 90 Arbeitsplätze sind betroffen. In solchen Fällen bemühen sich Kommunen und Vermieter um Nachmieter, doch in der Regel dauert es Monate, bis eine neue Nutzung gefunden ist. Bei kleineren Städten kann der Verlust eines Kaufland-Marktes die Nahversorgung deutlich schwächen. Untervermieter in Kaufland-Gebäuden (Bäcker, Kioske, Friseure) verlieren oft ebenfalls ihre Umsätze – etwa in Fellbach, wo neben Kaufland auch ein Kiosk mit Postagentur und ein Friseursalon betroffen waren.
Experten und offizielle Stellen kommentieren die Entwicklung unterschiedlich. Branchenanalysten sehen in den Kaufland-Schließungen vor allem eine Reaktion auf sinkende Umsätze in manchen Großmärkten und auf steigende Fixkosten (Miete, Personal, Energiekosten). Kaufland selbst nennt auf Nachfrage offiziell immer nur nüchtern „wirtschaftliche Gründe“ und betont, dass jede Schließung Einzelfall-Charakter habe. In Medieninterviews weisen Kaufland-Manager außerdem darauf hin, dass man sich die häuserm in Zukunft weiter digitalisieren und nachhaltig ausrichten wolle. So wurde beispielsweise verkündet, dass alle neuen Filialen energieeffizient gebaut werden und innovative Konzepte (z.B. vernetzte Regale, umweltfreundliche Kühlung) zum Einsatz kommen. Diese Strategie soll Kaufland helfen, im wettbewerbsintensiven Lebensmittelhandel auch langfristig erfolgreich zu bleiben – selbst wenn dafür unprofitable Standorte aufgegeben werden.
Quellen: Pressemitteilungen von Kaufland und Berichte in Fach- und Tagesmedien (u.a. T-Online, Echo24, FAZ, Zeit, Focus, Morgenpost) zur Filialentwicklung, Schließungen und Zukunftsstrategie von Kaufland.